
Mit einem Smartphone wird die Nummer der Telefonseelsorge vor einem Weihnachtsbaum gewählt. Zu Weihnachten wird es für einsame Menschen besonders schwer.
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Alle Jahre wieder ist es da, dieses spezielle Weihnachtsgefühl. Draußen ist es dunkel, drinnen brennen Kerzen. Menschen rücken zusammen und überlegen, womit sie ihren Liebsten am Heiligen Abend eine besondere Freude machen können. Ebenfalls alle Jahre wieder, erfährt die Evangelische Beratungsstelle in dieser Zeit einen regen Zulauf von Ratsuchenden. In diesem Jahr aber mehr denn je. Denn das Thema Einsamkeit bekommt durch Corona noch einmal eine neue Dimension.
„Weihnachten ist für viele Alleinstehende generell eine schwierige Zeit, doch gerade in diesem Jahr verschärft sich das Gefühl des Alleinseins noch einmal“, sagt Christiane Köhler. Der Grund: „Normalerweise findet sich irgendeine Beschäftigung, um sich abzulenken von dem Gefühl der Einsamkeit, während die anderen mit ihren Familien feiern. Man konnte ins Kino gehen oder in eine Kneipe“, erläutert Christiane Köhler. „Es gab spezielle Angebote für Menschen, die an Weihnachten allein sind, in bestimmten Treffpunkten, in Nacht-Cafés oder Ähnlichem. All das fällt in diesem Jahr wegen der Pandemie flach.“
Alles auf Abstand
Auch in puncto Gottesdienste sei einiges anders, kürzer und mit dem gebotenen Abstand verbunden. Und: „Durch die Pandemie darf an Weihnachten auch nur eine beschränkte Anzahl von Leuten zum Feiern zusammenkommen.“ Da dürften dann einige hintenüber fallen. „Sehr viele werden es auch vermeiden, an Weihnachten in vollen Zügen zu ihren Kindern oder Eltern zu reisen.“Hinzu komme, dass die Menschen durch den Lockdown-Light ohnehin schon etwas ausgehungert seien in Bezug auf zwischenmenschliche Kontakte. „Freunde haben sich eventuell bereits zurückgezogen“, so Christiane Köhler. Was also tun, wenn depressive Gefühle durch das Alleinsein an Weihnachten noch verstärkt zu werden drohen? „Es kann schon helfen, aktiv zu werden, sich beispielsweise ganz gezielt für die Weihnachtstage zum Telefonieren zu verabreden. Wer die technischen Möglichkeiten besitzt, kann sich zum gemeinsamen Kaffeetrinken per Video-Chat zusammenschalten“, sagt die Psychologin.
Menschen, die sich mit diesen Medien noch nicht so auskennen, sollten Jugendliche ansprechen, um sich helfen zu lassen. „Es ist sehr wichtig, dass man sich aktiv darum kümmert, wie man die Weihnachtszeit verbringen möchte. Das hilft gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins. „Man kann sein Lieblingsessen kochen und vielleicht einen Radio-Gottesdienst anhören.“ Und wenn es dann trotz aller Planungen emotional ganz dicke kommt, stehen die Berater des Evangelischen Beratungszentrums zwischen den Feiertagen kurzfristig für Beratungstermine zur Verfügung.